Kirchenkritik an Regierungsbildung in Oberösterreich
Die Tatsache, dass keine einzige Frau der neuen Landesregierung in Oberösterreich angehören wird, ist für die Katholische Aktion (KA) der Diözese Linz ein "äußerst bedenkliches Signal" und eine "Provokation für sehr viele Frauen in unserem Land". Das österreichweite Unikum, dass in den nächsten sechs Jahren auch Frauenagenden von einem Mann wahrgenommen werden müssen, kritisierte KA-Präsident Bert Brandstetter in einer Aussendung am Donnerstag, 22. Oktober 2015 als "Respektlosigkeit".
Natürlich müsse die Politik bemüht sein, die besten Kräfte eines Landes in der Regierung zu bündeln. Dass in Oberösterreich dafür aber ausschließlich Männer in Frage zu kommen scheinen, werfe ein "bedenkliches Bild auf das Frauenverständnis der Parteiverantwortlichen", so Brandstetter.
Auch die Katholische Frauenbewegung (kfb) in Oberösterreich äußerte Kritik an der Männerdominanz in der Landespolitik. In einem Offenen Brief an die Klubobmänner der im Landtag vertretenen Parteien hatte sich Vorsitzende Erika Kirchweger bereits zu Wochenbeginn über Zeitungsbilder mokiert, auf denen "eine Riege Männer mit einer Quotenfrau am Verhandlungstisch" zu sehen sei. Obwohl die Betreffende - angesprochen war die bisherige ÖVP-Landesrätin Doris Hummer - "längst ihre politische Kompetenz bewiesen" habe, sei für sie kein Platz in der neuen Landesregierung.
Frauen werden "hinausgekickt"
Das Kräfteverhältnis zwischen den Parteien habe sich in Oberösterreich zwar verändert, das Verhältnis von Männern und Frauen in der Bevölkerung aber nicht, gab die kfb zu bedenken. Besonders jetzt nach der Wahl zeige sich deutlich, "wie Männer in den Parteien Posten und Ämter verteilen. Sie teilen untereinander auf!", empörte sich Kirchweger. Entgegen allen Beteuerungen würden Frauen "hinausgekickt, wenn es um Machtverlust Einzelner oder bestimmter Gruppen geht". Die Männer in den Partei-Clubs "wundern sich, dass so wenige Frauen Lust an Politik haben, und schieben ihnen für diesen Zustand auch noch den schwarzen Peter zu", schrieb die Linzer kfb-Vorsitzende. "Da macht man sich etwas zu leicht!"
Die Katholische Frauenbewegung werde nicht aufhören, die "ungerechte Verteilung" von Frauen und Männern in der Politik anzuprangern und immer wieder darauf hinweisen, kündigte Kirchweger an.