Theologe: Kirche kann bei Glaubensvermittlung von YouTube lernen

Youtuber hätten derzeit für Jugendliche große Bedeutung. Sigg: "Man sieht dort, dass es den Jugendlichen nicht um Inhalte geht, sondern in erster Linie wieder um Beziehungen. Youtuber sind unmittelbare Bezugspersonen. Es ist wichtig, wofür sie stehen, welche Haltungen und Einstellungen sie haben."
Im Gegensatz zu Stars in früheren Zeiten kommunizierten Youtuber auch mit ihren Fans. "Sie verstehen sich als Teil von einer Community und das ist interaktiv. Hier muss die Kirche auch noch etwas lernen - wie kann sie Jugendlichen noch mehr Interaktionen ermöglichen? Wir sind immer noch oft in einer Einweg-Kommunikation." Dabei gehe es auch darum, von Jugendlichen zu lernen: "Sie machen mich auf Sachen aufmerksam, die ich vergessen habe oder die in meinem Leben eher verdrängt worden sind."
Sigg setzt sich für eine verständliche und authentische Sprache ein. Die Jugendsprache einfach zu übernehmen, könne schnell peinlich wirken. "Man sollte auf jeden Fall vermeiden, etwas vorzumachen oder bemüht jugendlich zu wirken. Das kommt überhaupt nicht an. Ich denke, wichtig ist, dass man so redet, dass es für einen selbst stimmt, und echt und authentisch wirkt."
Er erlebe oft, so Sigg, "dass Jugendliche beeindruckt sind, wenn jemand sich so gibt, wie er ist. Denn das Echte ist in der heutigen Zeit etwas Exklusives." In den Medien gehe es immer um Perfektes, Inszeniertes, Präsentiertes. Deshalb gelte: "Wenn man echten Menschen begegnet, ist das eine große Chance."
Der Theologe arbeitet gerne mit Videoclips und bildreicher Sprache, wenn es um die Vorbereitung des Firmsakraments geht: Symbole wie "Feuer" seien in der heutigen Kultur und Medienwelt weit verbreitet. Sie ließen sich religiös oder säkular deuten - die Verbindung mit Glaubenserfahrungen trete bei Jugendlichen vielleicht erst später hinzu. Sigg, dem die Förderung eines erwachsenen Glaubens unter Jugendlichen ein Anliegen ist, bevorzugt deshalb eine Firmung in späterem Alter: Mit 13 oder 14 Jahren stünde man noch in einem kindlichen Glauben; die Gottesbilder änderten sich aber häufig bei 17- oder 18-Jährigen.